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Nach einem Stadtbummel und natürlich einem Besuch des Kaufhauses -
das musste sein - stiegen wir wieder in einen Bus der nach Berlin - Stralau
fuhr. Dort stand ja auch der "Blaue Block", so nannte mein Vater
den Hauptgeschäftssitz der Binnenreederei, wohl weil er mit seinen
bläulich schimmernden Glasscheiben - schon von weitem sichtbar auf
der Stralauer Spitze stand.
Dort plauschte er mit Kollegen und erledigte
noch "geschäftliches". Wir begaben uns anschließend
zur Koppelstelle in Stralau und erwarteten dort geduldig die Ankunft unsres
Schiffes. Dies konnte sich bis in die späten Abendstunden hinziehen,
je nachdem wie intensiv die Grenzer unser Schiff kontrollierten. Es konnte
auch schon mal vorkommen das ein Schiff überhaupt nicht ankam. Das
war immer dann der Fall wenn es irgendwo an der Grenze Zwischenfälle
gegeben hatte. Dann wurde die Abfertigung komplett eingestellt. Aber auch
daran war natürlich gedacht. Es gab in Berlin und auch in Henningsdorf
auf der Schifffahrtsstelle Zimmer mit Betten und Nachttisch.
Nachdem unser Schiff in Sicht kam war die Freude natürlich
groß. Früher, also bis Ende der 70´er Jahre konnte man
sein Schiff am Marx-Engels-Platz wiederbekommen, aber nachdem mal einer
im Osthafen (der war ja bekanntlich in einen Ost- & in denWestteil
geteilt) vom Schiff über den Zaun in die Westseite gesprungen ist,
erfolgte der Austausch erst in Stralau.
(Anmerkung des Redakteurs: - die Schiffe
mußten am Getreidespeicher im Osthafen, gedreht werden, da der dort
vorhandene Ladekran nur über einen kurzen Ausleger verfügte
- dabei nutzte der Kollege die Gelegenheit)
Doch der Tag war ja noch nicht zu Ende. Die Grenzkontrollbehörden
hatten ganze Arbeit geleistet. Jeden noch so kleinen Verschlag hatten
sie aufgemachen lassen und man benötigte doch einige Zeit um sich
wieder wohnlich einzurichten. Die Spuren der Grenzhunde fanden sich auf
dem gesamten Decks & Lukenbereich da auch die Laderäume mit dem
Eisenerz kontrolliert wurden. Besonders schön zu sehen auf grau gestrichenen
Strengern.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Fahrt nach Eisenhüttenstadt
fort. Dort angekommen wurde unsere Ladung ausgeladen und die nächste Fracht waren
Kalksteine für Demmin an der Peene. Meine Eltern waren ganz "begeistert"
von diesem Frachtauftrag, schießlich bedeutete das doch wieder retoure - über Westberlin - in Richtung
Hohensaaten.
Wir Kinder fanden es auch toll - wir freuten uns schon riesig
auf den Einkaufsbummel und die S-Bahnfahrten in Ostberlin.
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